Leben ohne Internet – geht’s noch? So lautet der Titel einer Umfrage, welche die BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen) im Dezember letzten Jahres durchgeführt hat. Es ging um die Alltagsprobleme von Menschen, die entweder keinen Zugriff auf das Internet haben oder wollen oder deren Kompetenz nicht ausreichend ist, um sich durch den online-Dschungel zu wühlen.
Ja, es hat sich in den letzten Jahren im öffentlichen Sektor viel geändert, Bankfilialen schließen, Anträge sind oft nur noch online möglich, Tickets sind ohne Internet in fast jedem Bereich schwer zu bekommen, Telefonleitungen sind seltener besetzt seit der Online-Terminvergabe… Aber ist es nicht genau das, was wir wollen? Digitalisierung? Das es eine schwierige Übergangszeit geben wird, war klar. Das es Menschen gibt, die damit große Probleme haben auch. Die Umfrage zeigt das nun schwarz auf weiß. Heute geht es darum, die Probleme sensibel zu erkennen und wie es trotzdem möglich ist, Fortschritte statt Rückschritte zu machen. Also bitte das Internet anlassen 🙂
Einmal zur Erklärung, die BAGSO unterstütz seit vielen Jahren ältere Menschen auf ihrem Weg in die Digitalisierung und setzt sich dafür ein, dass ein Leben auf allen Ebenen auch ohne Internet möglich ist. Das ist wunderbar, es wird nämlich nicht ohne Hilfe gehen. Veränderungen sind für die meisten Menschen kein Selbstgänger und eine ganze Generation älterer Menschen hat bis vor ein paar Jahren gedacht, dass sie die Zeit einfach noch locker aussitzen könnten ohne sich mit dem neumodischen Quatsch beschäftigen zu müssen. Wider erwarten war die Entwicklung, sofern man das überhaupt sagen kann, da ein wenig schneller. Spätestens seit Corona wurde klar, dass es unheimlich vielen Menschen nicht möglich ist, mal eben schnell online einen Impftermin zu buchen. Das es hier große Probleme mit der Barrierefreiheit gibt und die Bürokratie furchtbar ist. Ein Beispiel aus meinem Umfeld, ich habe länger einen Herren nach Schlaganfall betreut. Pfiffig gerade Renter, nicht wirklich alt, aber eben eingeschränkt. Der hat sein Leben lang mit Computern gearbeitet, das kennt das alles. Nun hat die Bank-App aber eine Gesichtserkennung und nach dreimal falsch drücken wird alles gesperrt. Entsperrung geht nur über die Filiale, die hat nur einmal die Woche kurz auf und ist mit Rollstuhl nicht erreichbar. Telefonisch hängt man stundenlang in einer Warteschleife und wird von dort auf die Filiale verwiesen. Hm. Alles so halbdigitalisiert aber das manuelle schon abgeschafft bevor alles fertig war.
In der Umfrage wurden Vier verschiedene Ebenen der Ausgrenzung definiert: Zugang, Informa-
tionen, Beratungsangebote und monetäre Nachteile. Das ist interessant, es ist nämlich nicht allein mit nicht vorhandenem Internet und der damit einhergehenden Ausgrenzung getan, die betroffenen können durchaus manuelle Lösungen wahrnehmen, müssen dafür aber oft mehr Geld bezahlen. Das ist für viele aufgrund einer kleinen Rente wirklich schwierig. Da wird jeder Cent umgedreht.
Wie kann also eine Lösung aussehen? Die Lösung der BAGSO sieht vor, dass alte Angebote aufrecht erhalten werden müssen um ältere Generationen nicht auszuschließen. Ich halte das für unklug. Wir zögern damit die komplette Digitalisierung hinaus und fahren zweigleisig, was sich auf die Qualität auswirkt. So haben wir dann ständig Situationen, wie oben beschrieben mit der Bank. Es lohnt nicht, für eine Minderheit das komplette System analog zu belassen, also hat die Bank nur an einem Tag auf. Das alles kostet Zeit und Nerven und eine richtige Problemlösung ist das nicht. Ich persönlich fände es wesentlich sinnvoller, freigewordene Ressourcen in ein aktives Begleiten der Offline-Mitbürger zu investieren und nicht künstlich den Fortschritt zu stoppen. Es müsste viel mehr Angebote in Altenheimen geben, die älteren Menschen den Zugang zum Internet erleichtern. Einfach einen Computer im Gemeinschaftsraum aufzustellen kann wohl kaum die Lösung sein.
Einheitliche Regeln für bürokratische Dinge wären hilfreich um sich überall schnell zurecht zu finden. Zum Beispiel in jeder Stadt die gleichen Farben und das gleich UI-Design um sich anzumelden. So, wie man in jeder Stadt eine Kirche findet weil am Ortseingang ein Schild steht, könnte jeder in der Lage sein auf der Rathaus-Webseite das zu finden was er sucht. Einfach weil es überall gleich ist. Und die nächste Generation weiß dann, wo sie gucken muss, hat ja in der Vergangenheit auch funktioniert. Jaja, ihr merkt, es gäbe viele Lösungen. Leider ist hier, wie überall auch, ein Haufen Bürokratie im Weg um einheitliche Lösungen zu finden und so kocht doch jeder wieder seine eigene Suppe. Dazwischen tausend Vorschriften und Gesetze, die zwar alle was Gutes wollen aber auch hinderlich sein können. Wie der Datenschutz, den mag ich ja sehr! Ich bin ein Freund davon, genau zu wissen wo meine Daten sind. Trotzdem bringt es uns oft in die Zwickmühle und zwingt uns, Umwege zu gehen. Beispiel Kameras im öffentlichen Raum. Super, wenn was passiert, blöd dass die dann mit Pech nicht ausgewertet werden dürfen wegen Recht am eigenen Bild. Oder Ale*a, hat fast jeder im Schlafzimmer um sich ausspionieren zu lassen (und das Licht/Waschmaschine/Musik/Whatever zu steuern). Und niemand darf die Daten nutzen weil sie ja uns gehören aber irgendwie kann dann doch das Rechtssystem und A*azon drauf zugreifen… Wie dem auch sei, ich schweife ab. Ich glaube die Lösung liegt nicht in der Aufrechterhaltung eines veralteten Systems. Vielleicht halten wir einfach mal die Augen auf, wer Hilfe braucht um sich in der digitalen Welt zurecht zu finden. In der eigenen Familie oder der Nachbarschaft. Es muss ja nicht jeder gleich in den Chaos Computer Club eintreten, es reicht ja schon, wenn die Buchung eines Arzttermines geklappt hat.
Hier ist nämlich unsere Schnittstelle, das dürfen wir nicht aus den Augen verlieren. Auch wir sind verantwortlich, unseren älteren Patient*innen Wege aufzuzeigen und Ihnen bei Problemen mit unserem Internetauftritt zu helfen. Gerade wenn wir Buchungssysteme verwenden. Ich würde nicht darauf verzichten, nur um alle mitzunehmen, ich kann aktiv meine Hilfe anbieten und zeigen, wie ein Termin gebucht werden kann. Das hilft jedem weiter.
Lasst uns gerne über dieses Thema sprechen, auch hier geht es letztendlich um einen barrierefreien Alltag und was wir aktiv tun können.
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