Heilpraktiker*in und Influencer sein, geht das überhaupt? Wir dürfen doch keine Produkte bewerben oder Heilversprechen abgeben… wie kann es sein, dass es trotzdem Heilpraktik-Profile gibt auf denen mit Produktwerbung und Rabattcodes nur so um sich geworfen wird? Es gibt diverse bekannten Gesichter in den sozialen Medien, die eine hohe Followerzahl aufweisen und laut ihrem Profil Heilpraktiker*innen sind. Was dort allerdings nicht steht; Sie sind nicht nur Heilpraktiker*innen sondern meistens auch (sofern alles seinen rechtsgültigen Weg geht) Unternehmer*innen mit einem Gewerbe. Das ist der große Unterschied zu jemanden, der mit seinem Account seine Praxis bewerben möchte.
Obacht liebe Heilpraktiker*innen, es ist nicht alles Gold, was glänzt. Darum geht es heute, um den Unterschied zwischen Gewebetreibenden und Praxisinhaber*innen, der Trennung von Heiltätigkeit und Gewerbe und wie das Ganze eigentlich geht und ich als Heilpraktiker*in auch Influencermarketing betreiben kann.
Zu verlockend scheint die Idee, neben der Praxistätigkeit mit dem Wissen das da ist, online Geld zu verdienen. Große Kanäle machen es uns vor, wunderbar lassen sich Gesundheitsprodukte, die in der Praxis Verwendung finden, online empfehlen. Für die Firmen ist das eine unglaublich lukrative Form der Werbung, kaum eine Werbung wird so speziell in der passenden Zielgruppe und mit einem Testimonial beworben, was das Vertrauen der potentiellen Kundschaft bereits hat. Der Mühsame Aufbau der Kundenbindung fällt weg, es gibt kaum Streuverluste, es ist eine äußerst günstige Art der Werbung, auch wenn eine Summe bezahlt wird die so manchen Praxisinhaber in Versuchung führen kann.Um eine Idee über die Größenordnung zu bekommen, von wir hier sprechen; Anzeigen in der „ZEIT“ kosten z.B. von 5.000€ bis hin zu 259.284,80 €, je nach Größe und Platzierung. Hier ist der Streuverlust hoch, die Zielgruppe längst nicht so eng gefasst und wir haben keinen Sympathieträger der uns an die Hand nimmt und dem wir vertrauen. Das ist in der Werbung im Grunde unbezahlbar. Diese Anzeigen sind sehr gut verkauft. Was meinst du, wieviel Geld wohl in der Taschen der Health-Influencer für gut platzierte Werbung landet? Es geht hier um richtig viel Geld. Ja, Werbung muss auch auf Social-Media gekennzeichnet sein, trotzdem ist der Einfluss auf die Zielgruppe enorm. Und so mancher Praxisinhaber versucht sich dann auch damit und wird abgemahnt weil hier dann bei falscher Handhabung das Heilmittelwerbegesetz missachtet wird.
Um es einmal klarzustellen: Heilpraktiker*innen die auch als nur solche arbeiten und freiberuflich tätig sind, dürfen KEINE Produkte vorstellen, KEINE Rabattcodes vergeben und auch KEINE Nahrungsergänzungsmittel vorstellen oder ihnen eine Wirkung unterstellen. Das ist schlichtweg nicht erlaubt. Gesetztesgrundlagen liefere ich gerne auf Anfrage. Zumal es meiner Meinung nach auch extrem fragwürdig ist, im Heilkundebereich Schleichwerbung zu platzieren oder wie auf dem Fischmarkt Rabatte zu geben. Das hat in der seriösen Heilkunde einfach nichts zu suchen.
Alle Influencer oder Werbende im Bereich der Heilkunde müssen zwei komplett getrennte Arbeitsbereiche nachweisen können. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, lediglich das Gesicht hinter dem Ganzen ist gleich. Zum einen muss es steuerlich getrennt, aber auch räumlich getrennt sein. Als Heilpraktiker*innen sind wir ja Freiberufler und werden steuerlich über eine Einnahmen-Überschuss-Rechnung erfasst. Als Gewebetreibende brauchen wir einen Gewerbeschein und unterliegen der Umsatzsteuer. Hier ist es sinnvoll, sich einen Steuerberater mit an Bord zu holen. Es werden zwei getrennte Internetauftritte verlangt, auf der Praxisseite darf der Gewerbeteil nicht auftauchen. Insofern ist es eine große Grauzone, wenn auf dem Social-Media Account nicht eindeutig ist, ob diese Person denn hier als Gewerbetreibende oder als Heilpraktiker*in tätig ist. Richtig wäre zwei Kanäle, streng getrennt. Alle andere Gesetze wie Impressumspflicht, DSGVO, Pressrecht, HWG, Telemediengesetz, UWG, TTDSG und UrHG müssen selbstredend bedacht und umgesetzt werden. Da gibt es also eine Menge zu beachten. Nach Rücksprache mit vielen Influencern aus der Heilkunde kam übrigens raus, dass sich alle von mehreren Anwälten haben beraten lassen. Niemand hat es auf eigene Faust probiert. Soviel zu Transparenz auf Social Media… es wird leider immer wieder so getan, als könne jede*r Heilpraktiker*in ganz problemlos Kooperationen eingehen und Online-Erfolg haben, dem ist leider nicht so.
Macht euch wirklich schlau, überlegt gut, was ihr online machen wollt, wo ihr euch seht und was ihr euren Patient*innen vermitteln wollt. Ganz abgesehen von dem Zeitfaktor, Vollzeit-Influencer oder Patienten behandeln? Beides wird zeitlich schwierig wenn ihr es selber machen möchtet.
Ja, Influencer aus der Heilkunde können viele Menschen erreichen, haben damit aber auch eine große Verantwortung. Automatisch fällt die Empfehlung der neuen Nahrungsergänzungsmittel für den Laien in die Branche der Heilpraktiker, dabei ist es nichts als profane, billige Werbung. Es will gut überlegt sein, wofür ihr eure Unabhängigkeit als Heilkundige aufgeben wollt. Ist der Ruf erst da, ist es unglaublich schwer wieder in die Unabhängigkeit zu gehen weil ihr mit eurem Gesicht werbt, mit eurer Persönlichkeit. So mancher Werbevertrag geht nach hinten los weil etwas falsch platziert wurde oder aus dem Zusammenhang gerissen ist (wie kürzlich diese Werbung hier) Diesen Zusammenhang aus den Köpfen eurer Zielgruppe zu bekommen, ist leider schwerer als man denkt. Oder eure Online-Werbung wird zusammen mit einem Produkt platziert, was vielleicht ethisch nicht korrekt ist, ihr habt kaum Einfluss auf den Algorythmus der Ausspielung. Und mit Pech beeinträchtigt das dann euren Ruf als Praxis. All das sollte bedacht werden, bevor der Schritt in die bezahlte Öffentlichkeit gegangen wird.
Sprecht uns gerne an, wenn ihr mit dem Gedanken spielt euren Kanal auszubauen oder euch jemand angesprochen hat, um Produkte vorzustellen. Wir zeigen euch die Tücken auf und nennen euch Stellen, an die ihr euch wenden könnt um alles Wasserdicht zu machen und machen gerne Training dazu, was es alles zu beachten gibt. Als Netzwerkmitglied ist das übrigens inklusive, wir besprechen das in unseren Videocalls und beantworten natürlich eure Fragen zu diesem Thema.
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