Patientenbefunde per E-Mail: Rechtlich erlaubt oder ethisch fragwürdig?
Nach dem Besuch im MRT soll ich noch meinen Arztbrief warten. Das Wartezimmer hinter mir ist voll, die Ärztin unter Stress, da liegt es nur nahe zu sagen: „Den Brief brauche ich nicht direkt, den können Sie gerne meinem Hausarzt mailen und mich in CC setzen“. Und jetzt? geht das? In einer Ära, in der digitale Technologien nahtlos in den medizinischen Alltag übergehen, stellt sich die Frage: Warum sollten medizinische Befunde überhaupt per E-Mail versendet werden und wie profitieren Patienten davon? Und es wird komplizierter. Diese Diskussion über den Nutzen des E-Mail-Versands medizinischer Informationen in Zeiten fortschreitender Digitalisierung spielt eine zentrale Rolle in der Debatte um Datenschutz, Informationssicherheit und Patientenrechte.
Der Versand von Patientenbefunden via E-Mail wird oft als Sprungbrett in Richtung einer effizienteren Gesundheitsversorgung gesehen. Die Briefe müssen nicht mehr direkt in der Behandlung geschrieben werden, sondern können gebündelt an einer Zeit des Tages erledigt werden. Danach direkt weiter an de Hausarzt und wieder sind ein paar Minuten freigeschaufelt, um weitere Patient*innen zu versorgen. Auch wenn wir uns die als Terminpraxen die Zeit deutlich besser einteilen können als ein Fach- oder Hausarzt, stellt sich auch uns HPs die Frage, ob diese Effizienz nicht eine große Alltagshilfe sein kann. Und eine Kostenersparnis. Papier und Porto sind auch nicht umsonst. Die Möglichkeit, Befunde elektronisch zu übermitteln, bietet Patienten einen schnelleren und direkteren Zugang zu ihren eigenen Gesundheitsdaten. Das fördert auch die Transparenz und ermöglicht eine engere Interaktion zwischen Patienten und medizinischem Fachpersonal.
Im Kontext der Digitalisierung kann der Versand per E-Mail also als bedeutender Fortschritt betrachtet werden. Er ermöglicht eine schnellere Kommunikation zwischen Ärzten, Krankenhäusern und Patienten, reduziert Wartezeiten und fördert eine zeitnahe Behandlung und Intervention bei medizinischen Anliegen. Im Grunde kommt es also allen zugute, auch der Nachhaltigkeit. Wenn wir eine papierlose Praxis haben wollen, wäre das der nächste, notwendige Schritt. Dennoch bringen diese Möglichkeiten auch Herausforderungen mit sich, insbesondere im Hinblick auf den Schutz sensibler Gesundheitsdaten und die Sicherheit der Übertragung. Es spielt also eine Rolle, wie die Mail versendet wird und wie die Einstellungen im jeweiligen Versandprogramm. Hier muss darauf geachtet werden, dass Löschzeiten eingehalten werden, die Papierkörbe der Rechner regelmäßig geleert werden und die Namen der Empfänger*innen nicht automatisch gespeichert werden.
Eine der wesentlichen Sorgen dreht sich um die Datensicherheit. Die elektronische Übermittlung von Befunden kann potenziell zur Kompromittierung sensibler Informationen führen, sei es durch Hacking oder unbefugten Zugriff. Eine solche Situation könnte die Vertraulichkeit und Integrität der Gesundheitsdaten gefährden. Es ist unbedingt darauf zu achten eine wirksame Firewall zu haben und regelmäßige Systemupdates zu fahren.
Darüber hinaus bleibt die ethische Frage, ob der Versand medizinischer Informationen per E-Mail ohne ausdrückliche Zustimmung des Patienten gerechtfertigt ist. Unabhängig von gesetzlichen Regelungen ist die Einwilligung des Patienten entscheidend für die Wahrung seiner Privatsphäre und Rechte. Diese brauchen wir in jeden Fall schriftlich und es muss vorher festgelegt werden, was wie wann und warum versendet wird. Im Falle einer Datenherausgabe, zählen natürlich auch die Daten, die wir per Mail versendet haben.
In den meisten Rechtssystemen gibt es unterschiedliche Vorschriften zum Versand von Gesundheitsdaten per E-Mail, wobei einige Länder explizite Zustimmung verlangen, während andere eine solche nicht vorschreiben. Die Beachtung dieser gesetzlichen Rahmenbedingungen ist von großer Bedeutung, um die Integrität und den Schutz der Patientendaten zu gewährleisten.
Die Debatte um den Versand medizinischer Befunde per E-Mail ist komplex und erfordert eine ausgewogene Berücksichtigung von Effizienz und Sicherheit. Es ist entscheidend, Lösungen zu finden, die eine verbesserte Kommunikation in der medizinischen Praxis ermöglichen, ohne dabei die Vertraulichkeit und den Schutz der Gesundheitsdaten zu gefährden. Wenn ihr euch für das Thema interessiert, solltet ihr eine Datenschutzschulung mitmachen (was ich sowieso immer empfehle) und hier ein wenig einlesen.